Konzepte und Gutachten für die pädagogische Praxis aus pädagogischer und klinisch-psychologischer Sicht

Die achtziger Jahre brachten eine Reihe von „neuen“ pädagogisch-psychologischen Deutungsmodellen, die ein gerechteres und psychologisch fundiertes Verständnis der Entwicklungs- und Lebensprobleme von Kindern und Jugendlichen versuchten, durch ihre Aufeinanderfolge immer wieder auch als „Modeerscheinungen“ beargwöhnt. Dazu gehörten die bis dahin übliche Umgangsweise mit der Leserechtschreibschwäche und Rechenschwäche, ein Versuch, jungen Menschen die stigmatisierende und schicksalhafte Bedeutung ihrer Schwächen zu ersparen. Daran anschließend erfuhr das Syndrom des Aufmerksamkeitsdefizits – durchaus verdienstvolle – Konjunktur, in variationsreicher Begrifflichkeit und Behandlungsweise und nicht immer klaren Konturen.

Rechtschreibtests spielten in Berlin eine Zeit lang eine große Rolle, teilweise orientiert an einem Mindestwortschatz. Querschnittsuntersuchungen sollten die Problemlage dokumentieren, waren aber nach einiger Zeit politisch unerwünscht. Später sollten sie als Instrument im Gefolge unter anderem des PISA-Ansatzes in großem Umfang zurückkehren.

Die Mitwirkung des Schulpsychologischen Dienstes im Rahmen der Integration von Schülern mit Behinderungen in das Regelschulsystem wurde ein bedeutender Beitrag zur Humanisierung der Schul- und Lernwelt. Auch dieses Konzept wurde zum Ende der neunziger Jahren wieder verknappt und vereinfacht, teilweise seiner weitreichenden Ansprüche beraubt, andererseits auch auf das Machbare zurückgeführt.

            Die Mitarbeit im System der Fort- und Weiterbildung hatte stets das Ziel, pädagogisch-psychologisches Denken und Wissen in die praktische Schularbeit einzubringen, nicht allein im Sinne von „give psychology away“, aber doch mit dem Anspruch, die humanisierenden und gerechtigkeitsfördernden Facetten angewandter Psychologie zu nutzen. Dieser rote Faden, seit dem Beginn der siebziger Jahre von der Öffentlichkeit immer verlangt, blieb ein konstanter und verlässlicher Beitrag einer Sozialwissenschaft für die Gesellschaftsentwicklung. Eine besondere Relevanz erhielt diese Arbeit nach der Wiedervereinigung, als es darum ging, diese Vorstellung auch in den neuen Bundesländern zu vertreten und die jeweiligen Erfahrungen abzugleichen.

>>> Publ. 8, 7, 6-3