Pädagogische Psychologie. Fazit und Perspektive für Berlin

Die anscheinend permanente Sorge der (Berliner) Gesellschaft mit Blick auf die immer wieder aufflammende Gewaltsamkeit in Schulen beweist schmerzlich die begrenzte Wirksamkeit der bisherigen Kosten und Mühen auf diesem Gebiet, an denen es keineswegs gefehlt hat. Vor vielen systemimmanenten „Stellschrauben“ wurde nachgedacht und zugegriffen von Seiten der Politik, der Wissenschaft und vielen engagierten Gruppen unterschiedlicher Prägung: teils mit Erfolg, auf weite Strecken ohne. Häufig wird die zweitrangige Trostformel eingebracht: Ohne das alles wäre alles es noch viel schlimmer.

Es zeigt sich allerdings, dass die Problemlösung nicht kommen kann durch eine eigeengte Sicht auf das beklagte Problemfeld, denn es braucht den breiten, integrativen Konsens (von Institutionen, Familien, Medien, Politik, Forschung etc.), um alle guten Kräfte innerhalb zu bündeln und die Mitwirkungskräfte von außerhalb anzuwerben und heranzuführen. Wenn Betroffene und Öffentlichkeit verzweifelt – um im Bild zu bleiben – vor den Stellschrauben stehen, muss man mit Adorno sagen: Es gibt keinen richtigen Dreh am falschen Apparat. Wenn nicht in vertikaler Linie der amtlichen Mitverantwortung alle mitziehen und nicht in horizontaler Linie die breite Öffentlichkeit, können es die Lehrkräfte in der Tat nicht schaffen. Und wenn die Anreicherung der Problemschulen nicht überall klappt oder den gewünschten Erfolg verfehlt, muss an Brennpunkten eben in besonderer Weise nachgeholfen werden, da und dort auch einmal durch „Trainerwechsel“, um das Bild aus dem Sport zu entlehnen.

Also wartet das Land weiterhin auf Strömungen und Konzepte, um die auseinanderfliegenden und sich einzementierenden Sozialverhältnisse wieder anzunähern, die Erreichbarkeit der Benachteiligten zu erweitern und das Universal(heil)mittel Arbeit auch den weniger Qualifizierten zugänglich zu machen. Die „soziale Vererbung“ von Schwächen und die Besserstellung durch Familie als ewiger Positivfaktor – ausgerechnet und plausiblerweise zugleich in der Nachkriegszeit eine Zeit lang bis zu einem gewissen Grade neutralisiert – bedürfen der Korrektur: So wird händeringend gefordert; so macht Europa es den Deutschen zum Vorwurf. Dass statt 5 Prozent wie in der Nachkriegszeit inzwischen 10 Prozent der Gymnasiasten aus Familien mit Hauptschulprägung kommen, kann nicht unbedingt begeistern.

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